Wand macht Weg frei

Steimbker Kunstrasenplatz bekommt Baugenehmigung, insofern Lärmschutzmaßnahmen ergriffen werden
 
Niemand hat die Absicht, eine Wand zu errichten, aber sie soll kommen. Ein Ende der Platzsperre ist in Sicht, das Kunstrasenspielfeld des Fußball-Bezirksligisten SV BE Steimbke darf wieder genutzt werden – sobald eine Lärmschutzwand errichtet wurde. Unter dieser Voraussetzung erteilte der Landkreis Nienburg nun die nötige Genehmigung, bestätigte Pressesprecher Cord Steinbrecher auf HARKE-Nachfrage. Diese Vorgabe wollen die Steimbker noch im kommenden Monat erledigt haben, um spätestens im August wieder auf den Plastikhalmen gegen den Ball treten zu dürfen.

Auf dem Wall hinter dem Fangnetz soll die Lärmschutzwand errichtet werden. Foto: Keßler

Auf dem Wall hinter dem Fangnetz soll die Lärmschutzwand errichtet werden. Foto: Keßler

Dass die Baugenehmigung des Landkreises vergangene Woche erteilt wurde, kam für den SV BE-Vorsitzenden Peter Bartsch nicht überraschend. „Wir haben schon seit einiger Zeit geahnt, in welche Richtung es gehen wird. Das Kernproblem war eben immer der Lärm. Zuletzt mussten wir noch abwarten, ob wir bereits mit der Genehmigung wieder auf den Kunstrasenplatz dürfen oder eben erst, wenn die Lärmschutzwand steht.“

Historische Fehler kippten Bestandsschutz

Auf dem Grund und Boden, auf dem sich der Kunstrasen heute befindet, wurde 1948 erstmals ein Fußballfeld angelegt – allerdings fern von jeder Bebauung; die heute dort benachbarten Wohnhäuser kamen erst viele Jahre später. 1955 wurde das Klubheim und die Tennisanlage errichtet. Das Areal des jetzigen Kunstrasenfeldes war erst der A-Platz, später der B-Platz des SV BE, und wurde vor allem für Trainingseinheiten genutzt. Der Sandboden hatte gegenüber dem Rasen klar die Oberhand und wurde daher auch gerne als „Acker“ bezeichnet. 2013 wurde dann der Kunstrasenplatz gebaut und ermöglichte es fortan, dass die Brigittaner auch bei widrigen Wetterbedingungen trainieren und Spiele austragen konnten. Auch Schulsport fand hier regelmäßig statt.

 

Peter Bartsch, Vorsitzender des SV BE Steimbke.Foto: Keßler
 

Peter Bartsch, Vorsitzender des SV BE Steimbke.Foto: Keßler

Vor sieben Jahren seien alle Entscheidungsträger davon ausgegangen, dass der Lageplan als rechtliche Grundlage ausreiche und zudem Bestandschutz gelte, erinnert sich Bartsch – man habe den Kunstrasen quasi im Bestand gebaut. Vergangenen Sommer fiel dann der Hammer: Aufgrund der aus der Historie bedingt fehlenden Baugenehmigung wurde nach einer Klage von Anwohnern der Bestandsschutz entzogen und der Platz durch die Kreisverwaltung gesperrt.

Mithilfe von Gutachtern und Architekten musste der Vereinsvorstand etliche Stunden Arbeit und einiges an Geld investieren, um fehlende und geforderte Unterlagen nachzureichen oder zu erstellen. Bartsch erläutert das Kernproblem beim Lärm: „Altanlagen haben einen Bonus von fünf Dezibel, der wurde uns durch das Altverschulden genommen. Da wir schon immer hart an der Grenze der erlaubten Lärmemissionen standen, waren uns die Folgen schnell bewusst. Jetzt müssen wir unter die 60 Dezibel kommen, und das schaffen wir eben nur, wenn wir eine Lärmschutzwand errichten.“

 

Alle Wege für Errichtung sind geebnet

Die nun erteilte Genehmigung berücksichtigt bereits die zu errichtende Lärmschutzwand. Da der Verein in enger Zusammenarbeit mit der Gemeindepolitik stand, wurden hier bereits alle Wege für die Errichtung geebnet. Aktuell laufe das Ausschreibungsverfahren, das „coronabedingt zum Glück momentan verschlankt wurde“, erzählt Bartsch, „so haben wir die Möglichkeit, schneller die Dienstleister auszuwählen, und erreichen relativ zeitnah den Baubeginn.“ Die Bauzeit würde etwa ein bis zwei Wochen betragen. Sollte alles klappen, könnten im Juli bereits die Bagger anrollen.

"Wir sind alle erleichtert, dass es nun vorangeht und wir den Kunstrasenplatz bald endlich wieder nutzen dürfen."

Vorsitzender SV BE Steimbke

Bei der Lärmschutzwand wird es sich den aktuellen Planungen zufolge um ein Bauwerk aus Lärchenholz handeln, das den Platz in einer Höhe von vier Metern umgeben wird. Errichtet werden soll die Wand im Bereich der Schulstraße und entlang der angrenzenden Wohnbebauung bis etwa zur Höhe der Mittelfeldlinie, kurz vor den blauen Containern. Die notwendige Höhe von vier Metern beziehe sich dabei auf die Gesamthöhe über dem Spielfeld – so könne die Lärmschutzwand in erster Linie auf den vorhandenen Erdwall gebaut werden, muss somit nicht alleine vier Meter hoch sein. Die Kosten für das Projekt betragen rund 100.000 Euro, die die Gemeinde finanziert. Das Geld ist im Haushalt bereits eingeplant.

 

Vor dem Zaun, an dem sich die Werbebanner befinden, wird die Lärmschutzwand errichtet – bis kurz vor den blauen Container.Foto: Keßler
 

Vor dem Zaun, an dem sich die Werbebanner befinden, wird die Lärmschutzwand errichtet – bis kurz vor den blauen Container.Foto: Keßler

„Toll aussehen wird das bestimmt nicht“, sagt Peter Bartsch, „wir hätten lieber auf eine solche Lärmschutzwand verzichtet, aber uns bleibt leider nichts anderes übrig. Zur Schulstraße hin wird sie allerdings wohl nicht so auffallen, da ja noch viel Grün dazwischen wächst.“ Ewas Positives kann er der Sache doch noch abgewinnen: „Wir bekommen mehr Möglichkeiten, um Werbebanner aufzuhängen“, schmunzelt der SV BE-Chef.

Steht die Wand Ende Juli, dürfen die Steimbker den Platz wieder vollumfänglich nutzen. Bartsch: „Wir sind alle erleichtert, dass es nun vorangeht und wir den Kunstrasenplatz bald endlich wieder nutzen dürfen.“

 

Aus "Die Harke" vom 13.06.2020